Dr. Saleh Aljadeeah
Verleihung des Preis der Stadt Bayreuth von links: Zweiter Bürgermeister Andreas Zippel, Dr. Saleh Aljadeeah und Präsident Prof. Dr. Stefan Leible
Würdigung der Leistung
Dr. Saleh Aljadeeah erhält den Preis der Stadt Bayreuth für seine mit summa cum laude bewertete Promotion „Access to and use of medicines among Syrian asylum seekers and refugees in Germany and the population with government health insurance in Syria“. Entstanden ist die Arbeit am Institut für Medizinmanagement (IMG) in Zusammenarbeit mit der Boston University School of Public Health, betreut wurde sie von Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel sowie Prof. Dr. Veronika Wirtz.
In seiner hervorragenden Dissertation untersuchte Dr. Saleh Aljadeeah auf der einen Seite den Zugang syrischer Geflüchteter bzw. Asylsuchender zu Arzneimitteln sowie deren Gebrauch von Medikamenten nach ihrer Ankunft in Deutschland und auf der anderen Seite die Versorgung der syrischen Bevölkerung in ihrem Heimatland. Ziel war es, die Zugangsbarrieren zur Arzneimittelversorgung und die Inanspruchnahme von Arzneimitteln durch syrische Geflüchtete zu erfassen und diese zu vergleichen mit der Situation in Syrien selbst.
Seine Forschung offenbart falsche Annahmen und blinde Flecken bei vielen Behörden sowie politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern und ist daher gesellschaftlich höchst relevant: Geflüchtete litten demnach oft unter denselben „Volkskrankheiten“ wie die in Deutschland geborene Bevölkerung. Dazu zählen unter anderem Diabetes, Bluthochdruck oder Schlaganfälle. Auch bei der umfangreichen Einnahme von Schmerzmitteln gibt es keine Unterschiede zwischen den Geflüchteten und der hiesigen Ursprungsgesellschaft.
Dr. Saleh Aljadeeahs Ergebnisse widersprechen damit der allgemeinen Überzeugung, dass die Vorsorge und Behandlung von Infektionskrankheiten die relevantesten medizinischen Bedürfnisse in der Bevölkerungsgruppe der syrischen Asylsuchenden und Geflüchteten darstellen.
Auch unterstreichen die Untersuchungen von Dr. Saleh Aljadeeah ein weiteres Problem: Sprachbarrieren spielen für syrische Asylsuchende und Geflüchtete in Deutschland beim Zugang zu Arzneimitteln die größte Rolle, wenn es um eine sachgerechte Behandlung geht. Daraus leitet sich für Politik und Praxis der Auftrag ab, Richtlinien und Strukturen zu schaffen, um diese Zugangsbarrieren konsequent zu überwinden.
Dr. Aljadeeah hat mit seiner herausragenden Arbeit gezeigt, dass auch etwa durch Sprach- oder Kulturbarrieren schwierig zugängliche Studienpopulationen in Deutschland untersucht und Daten eines Samples in einer Größenordnung von über 1.600 Personen erhoben werden können. Dabei ist seine Arbeit angesichts zunehmender globaler Migration und Flucht im höchsten Maß aktuell und relevant.
Wichtigste Stationen des Lebenslaufes
Dr. Saleh Aljadeeah hat in seinem Heimatland Syrien an der Universität Damaskus sein Bachelor-Studium in „Pharmacy and Pharmaceutical Chemistry“ absolviert. Ein im Jahr 2012 begonnenes Ausbildungsprogramm für Fachapotheker für Qualitätskontrolle in der pharmazeutischen Industrie beim syrischen Gesundheitsministerium musste aufgrund des Bürgerkriegs unvollendet bleiben. Als junger Akademiker musste er fliehen und in Deutschland ohne Sprachkenntnisse oder kulturelle Bindungen Fuß fassen. Er begann seine Ausbildung in Deutschland bei Prof. Nagel 2016 und qualifizierte sich in den darauffolgenden Jahren für eine Promotion in den Gesundheitswissenschaften. Von März 2018 bis Juni 2022 promovierte er am IMG in Zusammenarbeit mit der Boston University School of Public Health. Seine Arbeit wurde durch ein Stipendium der Konrad Adenauer Stiftung unterstützt. Seit Abschluss seiner Promotion arbeitet er als Postdoc am Institute of Tropical Medicine in Antwerpen/Belgien.